Work-Life-Balance! Seit einigen Jahren schon ist dieser Begriff in aller Munde. Und das nicht zu Unrecht, denn eine gesunde Balance im Leben zwischen Arbeit und Privatleben ist wichtig, um einen möglichst ausgeglichenen Alltag zu führen. Daher wollen wir uns dem Thema Work-Life-Balance mal ganz pragmatisch annähern, klären, was das im Detail überhaupt bedeutet und dir 5 Tipps mit auf den Weg geben, wie eine optimale Work-Life-Balance besser gelingen kann.
Was bedeutet Work-Life-Balance?
Oberflächlich betrachtet steckt die Erklärung eigentlich schon im Begriff. Bei einer gesunden Work-Life-Balance sind Arbeits- und Privatleben in einem ausgeglichenen Maße miteinander im Einklang. Was genau das bedeutet, hängt allerdings immer vom individuellen Empfingen ab. Deshalb kann man auch nicht einfach sagen: „Mach keine Überstunden und schwupps ist alles in Butter.“
Viel eher kann man von vier Lebensbereichen oder Bausteinen sprechen, die miteinander im Einklang sein sollten:
- Klar, dein Job oder die Karriere, die du anstrebst oder bereits verfolgst. Hierbei geht es nicht nur um deine aktuelle Tätigkeit und die reale Zeit, die du im Büro oder auf deiner Arbeitsstelle verbringst, sondern auch um deine Einstellung zum Arbeitspensum und beruflichen Erfolg als Statussymbol, um deinen Ehrgeiz, deine beruflichen Ziele, die du noch erreichen möchtest und für die du vielleicht auch gewisse Einschnitte deines Privatlebens in Kauf nimmst etc.
- Dann, im Bereich „Life“, gibt es zunächst dein soziales Umfeld: Die Menschen, die dir wichtig sind, die dich umgeben. Ob das eine feste Partnerschaft ist, deine Freunde, deine Familie, deine Kolleg*innen und Bekannten – das hängt von dir ab.
- Ebenfalls in den sehr weit gefassten Bereich „Life“ kannst du deine körperliche und geistige Gesundheit zählen. Hier fällt im Grunde alles mit hinein, was dich „gesund“ hält: z. B. ein gesunder ausreichender Schlaf, Sport und Bewegung, deine Ernährung etc. Eventuell suchst du dir auch regelmäßig Unterstützung bei einem Coach oder Psychologen o. ä. All das kann deinen Gesundheitsbereich fördern.
- Die letzte Säule betrifft deine Einstellungen zum Leben. Ob du bspw. einen Sinn in deinem Beruf suchst oder aus diesem Grunde vielleicht ein Ehrenamt ausübst, welche Werte du vertrittst und wie wichtig sie dir sind oder ob du religiös oder in irgendeiner Art gläubig bist. Ebenfalls in diesen Bereich fallen etwaige Hobbys oder Tätigkeiten aus dem kulturellen Bereich, die dir einen Sinn verleihen. Vielleicht malst du gerne oder machst Musik.
Abgerundet kann man also sagen, wenn alle 4 Bereiche gut miteinander harmonieren, ist es gut um deine Work-Life-Balance bestellt.
Ein Beispiel: Stell dir vor, du hast einen tollen Job mit netten Kolleg*innen, der sich gut mit deinem Privatleben in Einklang bringen lässt, der aber gesellschaftlich gesehen keinen sozialen Mehrwert hat. Wenn du ein Mensch bist, der immer auch nach der Sinnhaftigkeit einer Tätigkeit fragt, kann diese Konstellation auf Dauer dazu führen, dass deine Work-Life-Balance in Missklang gerät. Einfach, weil eine der genannten Säulen nicht ausreichend in dein Leben inkludiert ist.
Eine gesunde Work-Life-Balance ist also mehr als einfach nur „keine Überstunden“ machen 😉 .

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5 Tipps für deine Work-Life-Balance
Nach dieser kleinen Einführung haben wir jetzt 5 Tipps für dich, die dir helfen können, eine bessere Work-Life-Balance zu erlangen. Wir stellen dir hier bewusst nur Tipps vor, die unserer Meinung nach darauf abzielen, alle vier oben genannten Bereiche in Einklang zu bringen. Deshalb ist der eine oder andere Tipp vielleicht für dich nicht von heute auf morgen umsetzbar, weil er eine Art Verhaltensänderung mit sich bringt. Das ist aber gar nicht schlimm. Du suchst dir einfach das heraus, was für dich relevant erscheint.
1. Erkenne deine eigenen Grenzen und kommuniziere sie klar und deutlich
Uff, okay, fangen wir mit dem vielleicht Schwierigsten an. Erstaunlich viele Menschen kennen ihre eigenen Grenzen nicht, sondern gehen im Grunde tagtäglich darüber hinaus. Das mag im Job und im Leistungssport durchaus ein gutes Credo sein, gesund ist es auf die Dauer aber nicht in puncto Work-Life-Balance. Die eigenen Grenzen zu akzeptieren und zu lernen, anderen gegenüber auch mal „Nein“ zu sagen, ist wichtig.
Doch wie kann das gelingen?
Versuch am besten mal, ganz pragmatisch an diese Frage heranzugehen. Schreib die Situationen auf, in denen du mal wieder „Ja“ gesagt hast, obwohl du eigentlich lieber „Nein“ gesagt hättest. Dies kann sowohl im beruflichen als auch privaten Kontext sein:
- Dein Kollege etwa, der wieder mal zu faul zum Protokollschreiben war und zu dir meinte „Ach, du kannst das eh viel besser als ich“…
- Dein*e Partner*in, der/die wieder mal vergessen hat, an das Geburtstagsgeschenk seiner/ihrer Mutter zu denken und es dir in letzter Sekunde aufdrückt…
- Dein Kind, das wieder mal vergessen hat, sich die Hausaufgaben aufzuschreiben und jetzt von dir erwartet, diese über die Eltern-WhatsApp-Gruppe in Erfahrung zu bringen…
- Dein*e Chef*in, der/die wieder mal von dir unbezahlte Überstunden erwartet, weil sich die Arbeit auf dem Schreibtisch häuft oder von dir Dinge verlangt, die gegen deine Moralvorstellungen und dein Wertesystem verstoßen…
- Du selbst, wenn dein eigener Körper und dein Geist dir eigentlich schon längst zugerufen haben: „ICH KANN NICHT MEHR!“…
Diese Liste ist schier endlos und du hast sicher noch etliche andere Beispiele im Kopf. Also mach dir bewusst, welche Situationen es sind, in denen du über deine Grenzen gehst, schau dir genau an (Sei ehrlich zu dir selbst!), warum du nicht „Nein“ sagen kannst in diesen Situationen und überleg dann, wie du anders damit umgehen kannst. Vielleicht schaffst du dies auch nicht allein. Es gibt viele tolle Workshops und Coachings zu diesen Themen. Schau dich einfach mal um, gemeinsam geht sowas oft leichter.
Übrigens: Auch wir haben eine Webinar-Reihe zum Thema besser mit Stress umgehen. Dort spielt das Thema Selbstfürsorge eine große Rolle. Schau dort doch einfach mal vorbei.
An dieser Stelle möchten wir auch noch kurz einen kleinen Exkurs einfügen zum Thema Mental Load. Insbesondere Frauen sind immer wieder komplett erschöpft von all der unbezahlten und ungesehenen Arbeit, die sie zu Hause verrichten und vor allem durch das, an was sie alles denken (müssen). Vielen Müttern fällt das „Nein“ sagen so unfassbar schwer, dass sie irgendwann komplett am Ende sind. Vielleicht trifft das auch auf dich zu? Dann möchten wir dich hier gerne bestärken, indem wir dir sagen: Du darfst in allererster Linie auf dich achten! Du musst nicht alles perfekt machen. Du musst nicht an alles und jeden denken. Du musst nicht an letzter Stelle kommen, um eine gute Mutter (oder ein guter Vater) zu sein. Du darfst Hobbys haben und du darfst auch mal sagen: „Ich habe jetzt keine Lust, etwas für dich zu tun“.

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2. Setz dir realistische Ziele
Dieser zweite Tipp ist zwar nervig, aber wichtig für deine Work-Life-Balance. Angenommen, du bist unzufrieden in deinem Job, weißt aber nicht genau, woran das eigentlich liegt.
In diesem Fall kannst du dir natürlich wünschen, nächste Woche über deinen Traumjob zu stolpern, aber wahrscheinlich wirst du dann enttäuscht werden. Oder du möchtest eine Familie gründen, bist aber derzeit Single. Dann kann es natürlich passieren, dass dir morgen dein*e absolute*r Traummann/Traumfrau über den Weg läuft, aber selbst dann, müsstet ihr trotzdem erstmal ein bisschen Zeit und Arbeit in eure Beziehung investieren 😉 .
Was wir damit sagen wollen: Mach lieber kleine Babyschritte, die dich stetig zu deinem Ziel führen als jetzt sofort zu erwarten, dass sich dein 5-Jahres-Plan von alleine erfüllt.
3. Such dir gezielt ein Hobby, das deine „Schwachstellen“ im sozialen Gefüge ausgleicht
Hä? Ja, das Fragezeichen in deinem Kopf bei dieser Überschrift ist verständlich. Aber lass uns erklären, was sich hinter diesem Tipp verbirgt.
Grob gesagt gibt es zwei Arten von Menschen:
- Die einen ziehen ihre Energie aus dem Trubel, aus ganz vielen sozialen Kontakten, aus Action etc.
- Die anderen ziehen ihre Energie aus dem Alleinsein, aus der Ruhe, aus der Abgeschiedenheit.
Das ist keine Wertung, das eine ist ebenso gut und wertvoll wie das andere. ABER auch Menschen, die ständig in Action sind und sich laufend mit anderen Menschen umgeben, brauchen Zeit für sich. Wir alle müssen von Zeit zu Zeit unser System beruhigen und zur Ruhe kommen. Wenn dir das also schwerfällt, würden wir dir empfehlen, dir gezielt ein Hobby zu suchen, das eben NICHT mit anderen Menschen oder mit Power zu tun hat, sondern das dich dazu bringt, mit dir selbst in Verbindung zu kommen.
Überleg mal, vielleicht hast du Lust, einen Yoga-Kurs zu besuchen (und zwar nicht, um andere Menschen kennenzulernen, sondern um Achtsamkeit und Entspannung zu lernen) oder du gehst ab jetzt jeden Mittwochnachmittag um 16 Uhr eine Stunde durch den Wald oder was auch immer dir einfällt.
Wenn du allerdings eher zu Typ 2 gehörst und es dir ohnehin schwerfällt, in Kontakt mit anderen Menschen zu gehen, dir schnell alles zu viel wird, dann überleg doch mal, ob du nicht ein Hobby findest, das dich ein wenig mehr in ein soziales Gefüge bringt. Vielleicht magst du einen Volkshochschulkurs belegen oder in den örtlichen Ruderverein eintreten. Such dir am besten etwas, wo du etwas tun kannst – also eine Aufgabe hast – dann fällt es leichter und der Kontakt zu anderen kommt dann ohnehin automatisch. Wenn die vierte Säule deiner Work-Life-Balance für dich eine große Rolle spielt, könnte dieses Hobby auch eine ehrenamtliche Tätigkeit sein, bei der du in einer Gemeinschaft etwas Gutes für andere tust.

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4. Du bist, was du isst – achte auf deine Ernährung
Ernährung spielt mittlerweile in fast jedem unserer Gesundheitsbereiche eine Rolle. Das liegt einerseits daran, dass das Essen, das wir zu uns nehmen, auf lange Sicht krank oder gesünder machen kann. Andererseits liegt es aber auch an unserer modernen Lebensmittelindustrie. Wir haben von allem zu viel und vor allem von Lebensmitteln, die unserem Körper nicht guttun.
Und insbesondere in stressigen Phasen ernähren wir uns schnell ungesund. Deshalb würden wir dir auch in Bezug auf deine Work-Life-Balance den Rat geben, auf eine gesunde Ernährung zu achten. Dies hat Auswirkungen auf deinen Körper, deinen Geist, deine Gesundheit, deine Leistungsfähigkeit – im Grunde auf alles.
Damit meinen wir nicht, dass du alles, was irgendwie nach Fett und Zucker riecht, meiden sollst! Aber ein ausgewogener Ernährungsplan ist schonmal ein guter Anfang.
5. Abschalten und Nervensystem beruhigen – logg dich regelmäßig aus
Kommen wir zum letzten Tipp. Dies kannst du sowohl als Digital Detox verstehen als auch übergeordnet interpretieren. Denn egal, wie flexibel deine Arbeitszeiten und Arbeitsmodelle auch sein mögen, wie viel Verantwortung du im Job trägst, oder ob du im Privatleben von dir verlangst, ständig für alle erreichbar zu sein – logg dich einfach mal aus.
Dieser Tipp kann dir auch total gut helfen, Tipp 1 besser umzusetzen. Denn heutzutage läuft bei uns ja doch das Meiste über unser Smartphone. Das Handy bringt uns viele tolle Sachen, aber eben auch den Zwang der ständigen Erreichbarkeit. Und das ist nicht gesund für unser Nervensystem, im Gegenteil. Wer ständig am Handy hängt, ist häufig gestresster.
Also: Bau dir jeden Tag feste Zeitfenster ein, in denen du dein Handy ausschaltest, weglegst, in den Flugmodus versetzt oder ähnliches.

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Die kannst du gerne kriegen. Genau dafür sind wir da! Nachhaltiger Stressabbau verlangt meistens eine Verhaltensänderung auf mehreren Ebenen. Deshalb schau doch einfach mal in unsere Webinarreihe Einfach stressfreier leben. Dort wirst du Stück für Stück angeleitet – bequem von zu Hause aus und jederzeit abrufbar.
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Du hast vorab noch Fragen dazu? Kein Problem. Dann frag 😉 . Dein erster Schritt auf diesem Weg ist unverbindlich und komplett kostenfrei: einfach Kontakt zu uns aufnehmen. Wir erklären dir, wie wir dich unterstützen können – und am Ende entscheidest du!
Liebe Grüße
von Peter und Anne-Brit von Gesünder werden.jetzt!

Work-Life-Balance – alles im Einklang?
Foto: ©Paper.peeps, Adobe Stock

Über den Hauptautor
Prof. Dr. med. Peter Schulte

Über die Co-Autorin
Anne-Brit Gäbel